Initiative Artenvielfalt Neckartal

Natur aus zweiter Hand – eine Heimat für Biber, Nachtigall und Ringelnatter

Durch den Kiesabbau im Neckartal entstanden Paradiese, in der eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten eine Heimat finden. So wurden Teile dieser bedeutsamen Lebensräume unter Naturschutz gestellt. Bereits 1982 rund 7,5 Hektar des Quecksees bei Tübingen-Bühl (NSG Oberes Steinach), 1989 folgte die Unterschutzstellung von 16,3 Hektar des auf Rottenburg-Kiebinger Gemarkung liegenden Bischoff-Baggersees (NSG Burglehen).

 



Foto 1: Luftbild des Bischoff-Baggersees, Blick in östliche Richtung (© RP Tübingen)

Reiche Artenvielfalt

Zu jeder Jahreszeit bieten beide Seen eine große Vielfalt an Beobachtungen. Im warmen Frühjahr und Sommer sind viele Amphibien, Reptilien, Fische, Wildbienen und Käfer aktiv. Das ganze Jahr über prägen zahlreiche rastende und brütende Vögel das Bild an den Baggerseen. Beispielsweise suchen die im weiten Umkreis verschwundene Uferschwalbe, die Kolbenente und der Flussregenpfeifer den Bischoff-Baggersee zur Brut auf. Etwas südlicher davon, in den Auwaldbereichen zwischen Neckar und Bischoffsee, brüten Pirol und Nachtigall. Zu den Zugzeiten im Frühjahr und Herbst nutzen tausende Vögel auf ihren langen Reisen zum Brut- oder Überwinterungsgebiet die Seen zur Rast. So können zu diesen Zeiten immer wieder seltene Seeschwalben, Watvögel oder auch der Fischadler beobachtet werden. Gelegentlich machen auch spektakuläre Beobachtungen die Runde. In der kalten Jahreszeit finden sich regelmäßig Überwinterungsgäste aus östlichen und nördlichen Regionen ein. Nicht zuletzt sei der Biber genannt, der seit geraumer Zeit an den beiden Baggerseen eine Heimat findet.

Entwicklung der Lebensräume

Bis heute konnten sich beide Seen durch die umfangreichen Anstrengungen vieler Beteiligter als Hotspots der Artenvielfalt entwickeln. Um zahlreichen Tierarten eine Lebensgrundlage zu ermöglichen, wurden z.B. Kies- und Erdinseln angelegt oder wichtige Flachwasserbereiche geschaffen. Wasserbüffel beweiden einige Bereiche und bewahren diesen wertvollen Lebensraum vor dem Zuwachsen. Mit Landschaftspflegemaßnahmen, wie der Entnahme von aufwachsenden Weiden, werden die Schilfflächen an den Seen erhalten. Ferner wird jährlich eine häufig von Zugvögeln aufgesuchte Insel von Aufwuchs befreit. Für einige Rote-Liste-Arten konnten, deren Ansprüchen entsprechend, geeignete Brutmöglichkeiten geschaffen werden. Die Uferschwalbe nutzt seit vielen Jahren die angelegten Steilwände zur Brut. Flussregenpfeifer brüten auf den offenen Kiesflächen. Für die Flussseeschwalbe wurden 2 Brutflöße ins Wasser ausgebracht.



Foto 2; Mähaktion auf Kiesinsel (© Nils Anthes) - Foto 3: Landschaftspflege mit Wasserbüffeln (© RP Tübingen) - Foto 4: Uferschwalben an Nisthilfen (© Heribert Bauer) - Foto 5: Das 2020 ausgebrachte Brutfloß für Flussseeschwalben (© RP Tübingen)

Natur für alle

Bei der Entwicklung der Seen stand stets im Vordergrund, dass Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit haben, die Natur vor der Haustüre zu genießen, ohne sie dabei in Bedrängnis zu bringen. Aus diesem Grund wurden Beobachtungsmöglichkeiten und zugleich ein Besucherlenkungskonzept zum Schutz der beiden Baggerseen entwickelt. Wunderschön ist es übrigens am Abend den Sonnenuntergang über Rottenburg am Neckar an der Beobachtungsstelle am Ostrand des Bischoff-Baggersees zu genießen.


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